Karl der Große zählte zu den bedeutendsten Herrschern Europas.
Die Zeittafel liefert einen Überblick über die wichtigsten Geschehnisse, die sich während seines Lebens ereigneten.
Karl der Große
Karl der Große stieg zum ersten kaiserlichen Herrscher Westeuropas seit Ende des Weströmischen Reiches im Jahr 476 auf.
Er entstammte dem Geschlecht der Karolinger und avancierte zu dessen bedeutendstem Souverän.
Durch ihn erlebte das Reich der Franken seine größte Ausdehnung.
Darüber hinaus schuf Karl der Große eine effiziente Verwaltung und leitete eine umfassende Bildungsreform ein, wovon das Frankenreich auch kulturell profitieren konnte.
Mit seiner Krönung zum Kaiser an Weihnachten 800 legte er den Grundstein für das Kaisertum Westeuropas.
Sein Vater war der fränkische Hausmeier Pippin der Kurze, der im Jahr 751 zum König der Franken aufstieg.
Der genaue Zeitpunkt von Karls Geburt bleibt unklar. Nach einem Kalender aus dem 9. Jahrhundert wurde der 2. April als Geburtsdatum festgelegt. Umstritten blieb allerdings das genaue Geburtsjahr. Nach präziserer Auswertung der Quellen gilt 747 oder 748 als Zeitpunkt von Karls Geburt.
Zeittafel
747 oder 748
2. April: Karl wird als Sohn des fränkischen Hausmeiers Pippin der Kurze und dessen Frau Bertrada geboren. Sein Geburtsort ist nicht bekannt.
751
Pippin der Kurze wird König des Frankenreiches.
Karls jüngerer Bruder Karlmann wird geboren.
754
Zwischen König Pippin und Papst Stephan II. kommt es zum Vertrag von Quierzy (Pippinsche Schenkung).
In St. Denis salbt Papst Stephan II. Pippin und seine Söhne Karl und Karlmann zum Frankenkönig.
Pippin unternimmt Feldzüge nach Aquitanien und gegen die Langobarden, auf denen ihn Karl begleitet.
768
Karl nimmt Himiltrud zur Frau.
24. September: Frankenkönig Pippin der Kurze stirbt. Karl und Karlmann treten seine Nachfolge an. Das Reich wird geteilt. Während Austrasien, Neustrien und Aquitanien an Karl fallen, tritt Karlmann die Herrschaft über Ostaquitanien, Alemannien, Burgund und die Provence an.
9. Oktober: Karl tritt seine Regentschaft in Noyon an. Zur gleichen Zeit erhält Karlmann die Regentschaft in Soissons.
768 oder 769
Karls Sohn Pippin der Bucklige wird geboren.
769
Karl beendet einen Aufstand in Aquitanien.
770
Karl heiratet die Tochter von Langobardenkönig Desiderius, die er jedoch schon 771 wieder verstößt.
771
Nachdem er Desiderius‘ Tochter verstoßen hat, nimmt Karl Hildegard zur Frau.
4. Dezember: Karlmann stirbt überraschend in der Königspfalz Samoussy im Alter von 20 Jahren. Danach kann Karl der Große über das gesamte Reich der Franken herrschen.
772
Der erste von zahlreichen Kriegen gegen die Sachsen beginnt. So sollen die Sachsen katholisch werden, die sich jedoch unter der Führung von Widukind dagegen wehren und immer wieder Aufstände anzetteln.
Karl marschiert mit seiner Armee in Sachsen ein und zerstört die Irminsul, die das bedeutendste Heiligtum des sächsischen Volkes darstellt.
773/74
Karl führt Krieg gegen die Langobarden unter der Führung von König Desiderius. Ab September 773 belagert er die Stadt Pavia, die am 4. Juni 774 kapituliert. Desiderius wird deportiert und Karl übernimmt die Königswürde der Langobarden. Dabei erhält Karl den Titel Rex Langobadordum.
774
Ostern 774 erscheint Karl völlig überraschend mit seinem Gefolge in Rom und wird von Papst Hadrian I. in der Kirche St. Peter feierlich empfangen.
Von Karl erhält der Papst die Bestätigung der Pippinschen Schenkung. Später geht daraus der Kirchenstaat hervor.
775/76
In zwei Feldzügen werden die Sachsen von Karl unterworfen. Karl lässt daraufhin die Christianisierung des Landes beginnen.
777
Auf der Reichsversammlung der Franken, die in Paderborn stattfindet, erfolgt die Aufteilung Sachsens in Missionssprengel (Missionsbezirke). Die meisten Führer der Sachsen nehmen den Glauben an Jesus Christus an. Karl lässt in Sachsen Bistümer und Klöster errichten.
Karls Königshof in Aachen wird zum Anziehungspunkt zahlreicher Gelehrter wie Alkuin, der mit der karolingischen Minuskel eine neue Schriftart schafft.
778
Karl unternimmt einen Feldzug gegen die Araber in den Norden Spaniens. Er unterwirft das Gebiet bis zum Ebro. Dabei richtet er die Spanische Mark ein.
15. August: Karl muss in Roncesvalles eine Niederlage hinnehmen. Auf dem Rückzug ins Frankenreich fällt sein Freund Roland im Kampf.
779
Kapitular von Herstal
780
In Lippspringe wird die Reichsversammlung der Franken abgehalten.
Im Frankrenreich wird eine Münzreform eingeführt. Dabei erfolgt wegen einer wirtschaftlichen Krise die Aufgabe des Goldstandards.
781
Karl zieht zum zweiten Mal nach Rom. Dort wird sein Sohn Pippin zum König von Italien gesalbt. Sein anderer Sohn Ludwig der Fromme erhält von Papst Hadrian I. die Salbung zum König von Aquitanien.
782
In Sachsen wird die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt und das Besatzungsrecht verkündet.
Am Süntel im Weserbergland erleiden die Franken eine Niederlage gegen die Sachsen. Es kommt zum Blutgericht von Verden an der Aller. Dabei werden auf Befehl Karls bis zu 4500 Sachsen hingerichtet.
783
30. April: Karls Frau Hildegard stirbt. Im Sommer nimmt er Fastrada zur Frau.
12. oder 13. Juli: Mit dem Tod seiner Mutter Bertrada in Choisy-au-Bac muss Karl einen weiteren Schicksalsschlag hinnehmen. Sie wird an der Seite ihres Gemahls Pippin beigesetzt.
Karl schlägt einen weiteren Aufstand der Sachsen unter Widukind, der nach dem Blutgericht von Verden ausbricht, nieder.
785
Sachsenführer Widukind, bislang erbitterter Gegner Karls des Großen, tritt zum christlichen Glauben über. So lässt er sich in Attigny taufen und unterwirft sich dem Frankenkönig.
787
Karl der Große zieht zum dritten Mal nach Rom. Während seines Aufenthaltes in Italien besucht er auch Monte Cassino und Capua. Bayern wird Teil des Frankenreiches.
Karl schließt ein Bündnis mit der byzantinischen Kaiserin Irene. Anfängliche Pläne, Irenes Sohn Konstantin mit Karls Tochter Rotrud zu verheiraten, verwirklichen sich nicht.
788
Konflikt mit dem bayerischen Herzog Tassilo III. Dabei wird Tassilo von Karl besiegt und muss den Gang ins Kloster antreten.
791
Erster Feldzug Karls gegen die Awaren. In den kommenden Jahren folgen weitere Kriege gegen sie.
792
Karls Sohn Pippin der Bucklige will seinen Vater gemeinsam mit einigen fränkischen Adligen vom Thron stürzen, wird jedoch verraten und muss den Rest seines Lebens in der Abtei Prüm verbringen.
Es kommt zu Aufständen in Spanien, Sachsen und Benevent. Aufgrund von Missernten herrscht eine Hungersnot.
Der Bau der Pfalzkapelle in Aachen beginnt. Er wird im Jahr 805 abgeschlossen. In dem Bauwerk erfolgt die Krönung von insgesamt 30 fränkischen und deutschen Königen.
793
Der Bau des Main-Donau-Kanals beginnt.
794
Das Konzil von Frankfurt findet statt.
10. August: Karls Frau Fastrada stirbt. Ihre Nachfolgerin wird Liutgard.
Der Bau der Marienkirche in Aachen beginnt.
795
Karl schlägt Aufstände in Aquitanien nieder.
In Spanien kommt es zu erneuten Auseinandersetzungen mit den Arabern.
Gegen die Awaren gelingt den Franken ein entscheidender Sieg.
25. Dezember: Papst Hadrian I. stirbt.
27. Dezember: Leo III. tritt als Papst die Nachfolge Hadrians an.
796
Die Awaren an Donau und Theiß werden unterworfen, sodass Karl die Awarische Mark gründen kann.
797
Kaiserin Irene von Byzanz wird alleinige Herrscherin des Oströmischen Reiches.
Zwischen Karl und dem Kalifen von Bagdad, Harun-al-Raschid, werden diplomatische Beziehungen aufgenommen. Dadurch erhält Karl die Erlaubnis, den Christen in Palästina Hilfsgelder zu senden.
799
Auf Papst Leo III., der mit dem Stadtadel Roms im Streit liegt, wird ein Attentat verübt. Der Papst begibt sich daraufhin zu Karl und besucht ihn in Paderborn.
Im Sommer heiratet Karl Liutgard.
29. November: Papst Leo III. kehrt wieder nach Rom zurück.
800
4. Juni: Karls Frau Liutgard verstirbt.
Im Spätsommer begibt sich Karl der Große nach Rom, wo er im November eintrifft und den Papst gegen den Stadtadel unterstützt.
25. Dezember: Papst Leo III. krönt Karl zum Kaiser und überträgt damit die römische Herrschaft auf das Frankenreich. Auf diese Weise wird das im Jahr 476 beendete Kaisertum des Westens wieder erneuert. Außerdem legt Karl der Große damit den Grundstein für das römisch-deutsche Kaisertum.
802
Die byzantinische Kaiserin Irene wird gestürzt und stirbt 803 in einem Kloster auf der griechischen Insel Lesbos. Es kommt zum Konflikt zwischen ihrem Nachfolger Nikephorus I. und dem Frankenreich, weil der byzantinische Kaiser Karls Krönung als Anmaßung betrachtet und nicht anerkennt.
803
Papst Leo III. stattet Karl dem Großen am Ende des Jahres einen Besuch in Aachen ab.
804
Alkuin stirbt in Tours.
Der Krieg gegen die Sachsen endet nach einem letzten Aufstand. Sie siedeln sich nun östlich der Elbe an und lassen sich in das Frankenreich integrieren.
806
Karl der Große macht sein politisches Testament „Divisio regnorum“.
Karls Biograph Einhard, der als wichtigste Quelle zum Lebenslauf des Kaisers gilt, wird als Gesandter nach Rom geschickt.
Es kommt zum offenen Krieg zwischen den Frankenreich und Byzanz.
809
Das Konzil von Aachen findet statt.
810
8. Juli: In Italien verstirbt König Pippin, ein Sohn Karls des Großen.
811
Karls Sohn Pippin der Bucklige stirbt als Mönch im Kloster Prüm.
4. Dezember: Mit Karl dem Jüngeren stirbt ein weiterer Sohn Karls.
812
Karl der Große schließt mit dem neuen byzantinischen Kaiser Michael I. den Frieden von Aachen. Dabei gibt Karl den Byzantinern eroberte Gebiete wie Venedig, Istrien und Dalmatien offiziell zurück und gesteht Michael den Titel Imperator zu. Außerdem erkennt Byzanz das fränkische Kaisertum de facto an, wobei sich die Anerkennung aber nur auf die Person Karls bezieht.
Bernhard wird zum neuen König von Italien ernannt.
Karl organisiert die Verwaltung seines Reiches weiter. So erhalten Königsboten den Auftrag, durch das Land zu reisen, um die Beamten bei ihrer Arbeit zu überprüfen.
813
Karl lässt seinen Sohn Ludwig den Frommen in Aachen zum Mitkaiser krönen.
814
28. Januar: Karl der Große stirbt in Aachen. Noch am gleichen Tag findet seine Beisetzung in der Marienkirche statt. Seine Nachfolge tritt Ludwig der Fromme an.
***
Nach dem Niedergang der Karolinger und der Teilung des Reiches durch Karls Nachfolger erneuern die Ottonen das Deutsche Reich.
1000
Das Karlsgrab wird auf Befehl von Kaiser Otto III. geöffnet.
1165
29. Dezember: Karl der Große wird auf Veranlassung von Kaiser Friedrich I. Barbarossa heiliggesprochen.