Pippin der Jüngere war der Vater Karls des Großen.
Er stieg zum ersten König der Franken aus dem Hause der Karolinger auf.
Wer war Pippin der Jüngere?
Bei Pippin dem Jüngeren handelte es sich um den ersten Frankenkönig, der den Karolingern entstammte.
Bis 751 war er ein fränkischer Hausmeier (Majordomus) und stieg anschließend zum ersten König der Franken aus dem Geschlecht der Karolinger auf.
Pippin, der eigentlich Pippin III. genannt wurde, erhielt mehrere Beinamen wie Pippin der Jüngere, Pippin der Kleine oder Pippin der Kurze.
Herkunft und Familie
Das Licht der Welt erblickte Pippin der Jüngere im Jahr 714.
Sein Vater war der mächtige Hausmeier Karl Martell (zwischen 688 und 691 – 741).
Pippins Mutter hieß Chrodtrud, die zudem noch die Kinder Karlmann, Chiltrudis, Landrada und Alda zur Welt brachte.
Erzogen wurde Pippin im Kloster Saint-Denis im heutigen Frankreich.
Schon zu Lebzeiten Karl Martells besaßen die einst mächtigen Könige der Merowinger kaum noch Einfluss.
Karl Martell hatte diese Entwicklung weiter forciert, sodass die Hausmeier königsgleich agieren konnten und die Merowinger-Könige nichts weiter als ihre Marionetten waren.
Durch Karls militärische Aktionen wurde das Reich der Franken deutlich vergrößert, womit er die Grundlage für die spätere Macht seines Enkels Karls des Großen schuf.
Bedeutende geistige und weltliche Posten hatte Karl Martell mit seinen treuen Gefolgsleuten besetzt, sodass es ihm sogar möglich wurde, in späteren Jahren ohne den König zu regieren.
Darüber hinaus knüpfte er wichtige Kontakte zum Papst in Rom.
Berühmtheit erlangte Karl Martell auch durch seinen bedeutenden Sieg im Jahr 732 bei Poitiers über die Araber, mit dem er die islamische Expansion in Westeuropa stoppte.
Teilung des Reiches
Im März 741 nahm Karl Martell eine Teilung des Frankenreiches zwischen seinen Söhnen vor. Dabei wurde Pippin dem Jüngeren Burgund, die Provence und Neustrien zugeteilt, während sein älterer Bruder Karlmann Thüringen, Alemannien und Austrien erhielt.
Doch bevor Karl Martell im selben Jahr starb, verfügte er noch einmal eine Änderung seines Testaments. Darin bedachte er auch seinen Sohn Grifo, den er mit seiner zweiten Ehefrau Swanahild hatte.
Als Karl Martell gestorben war, wurden Grifo und seine Mutter allerdings von Karlmann gefangengenommen und in verschiedene Klöster gebracht.
Ein Jahr später, nach dem Aquitanien-Feldzug, erfolgte die endgültige Aufteilung des Frankenreichs unter Karlmann und Pippin dem Jüngeren.
Um seine Macht zu festigen, ließ Karlmann mit Childerich III. wiederum einen Merowinger-König einsetzen. Dadurch konnte er sein Amt als Hausmeier legitimieren.
Das Verhältnis zwischen Pippin und seinem Bruder Karlmann war alles andere als gut.
Im Jahr 747 trat Karlmann jedoch von seinem Amt zurück und übergab Pippin sämtliche Ländereien. Anschließend begab er sich ins Kloster, was Gerüchten zufolge nicht vollkommen freiwillig geschehen sein soll.
Danach trat Pippin die Regentschaft über das gesamte Reich der Franken an.
Pippins Nachkommen
Verheiratet war Pippin der Kleine mit Bertrada der Jüngeren (725-783), bei der es sich um die Tochter des Grafen Heribert von Laon handelte.
Weil Bertrada und Pippin eng miteinander verwandt waren, durften sie eigentlich keine Ehe schließen. So dauerte es bis ins Jahr 749, bis die Verbindung legalisiert wurde.
Bertrada brachte Pippin mehrere Kinder zur Welt. Dies waren Karl (747-814), Karlmann (751-771), Gisela (757-810), die Äbtissin der Abtei von Chelles wurde, Pippin (759-761), der schon früh verstarb, sowie Rothaid und Adelheid.
Aufstieg zum Frankenkönig
Pippin der Jüngere beschäftigte sich mit der Frage, ob das Frankenreich auch weiterhin von Königen beherrscht werden sollte, die keine Macht ausübten.
Daher entsandte er den Bischof von Würzburg nach Rom, um Papst Zacharias (679-752) um Rat in dieser Angelegenheit zu fragen.
Der Papst ließ mitteilen, dass derjenige König sein sollte, der die wirkliche Macht im Land ausübte.
Im November 751 folgte Pippin diesem Rat und wurde während einer Versammlung der Franken in Soissons zum König ausgerufen.
Der bisherige König Childerich III. musste mit seinem Sohn Theoderich ins Kloster gehen. Die Herrschaft der Merowinger war damit endgültig zu Ende.
Pippin und der Papst
Am 6. Februar 754 suchte der neue Papst Stephan II. Pippin in Ponthion auf und bat ihn um Unterstützung gegen die Langobarden, die ihn unter Druck setzten.
Am 28. Juli des gleichen Jahres salbte Stephan II. Pippin sowie seine beiden Söhne Karl und Karlmann in der Kirche St. Denis zu Königen der Franken.
Pippin der Kurze sagte dem Papst seine Unterstützung zu und begab sich 755 mit seinem Heer nach Italien, wo er die Langobarden in Pavia belagerte.
Aistulf, der König der Langobarden, war durchaus verhandlungsbereit und gab Pippin mehrere Zusagen.
Als die Franken jedoch wieder abgezogen waren, brach er seine Versprechen und zog nach Rom, um dort den Papst zu belagern.
Aus diesem Grund war Pippin gezwungen, 756 wieder nach Italien zurückzukehren, um Aistulf dazu zu bringen, die Oberherrschaft der Franken anzuerkennen.
Außerdem musste der Langobarde das Exarchat von Ravenna abtreten, das Pippin Stephan II. zum Geschenk machte.
Darüber hinaus wurde von Pippin das Patriziat über Rom übernommen.
Pippinische Schenkung
Durch den Einfluss der Franken sah der Papst die Gelegenheit gekommen, sich vom Oströmischen Reich in Byzanz abzuwenden und stattdessen ganz auf den Schutz der Franken zu setzen.
Die Gebiete, die Pippin von den Langobarden erobert hatte, machte er dem Papst und der Kirche zum Geschenk, was als Pippinische Schenkung in die Geschichte einging.
Sie beinhaltete die Gebiete Ravenna, Venetien, Tuszien, Istrien, die Pentapolis sowie die Herzogtümer Benevent und Spoleto, die zu Territorien der Kirche wurden.
Auf Basis der Pippinischen Schenkung konnte der Kirchenstaat entstehen.
Außerdem bildete sich eine besondere Schutzbeziehung zwischen dem Frankenreich und der Kirche in Rom.
Unterstützung durch Pippin erfuhr außerdem der angelsächsische Benediktinermönch Bonifatius, der zu den bedeutendsten christlichen Missionaren im Frankenreich gehörte.
Weitere Feldzüge
Zwischen 753 und 757 unternahm Pippin der Jüngere erfolgreiche Feldzüge gegen die Sachsen.
Außerdem eroberte er die südfranzösische Stadt Narbonne, wodurch die muslimischen Sarazenen den Rückzug über die Pyrenäen antreten mussten.
Weitere Feldzüge Pippins fanden von 760 bis 768 gegen den aquitanischen Herzog Waifar statt.
Tassilo III. (741-796), den Herzog von Bayern, zwang er dazu, ihm den Eid eines Vasallen zu leisten.
Schließlich gelang es ihm, ganz Gallien unter fränkische Herrschaft zu bringen.
Pippins Tod
Im Jahr 768 war es Pippin dem Kurzen gelungen, auch Aquitanien für das Frankenreich zu gewinnen.
Im Juni 768 zog sich der Frankenkönig jedoch eine schwerwiegende Erkrankung zu.
Am 24. September 768 schloss Pippin in St. Denis für immer die Augen.
Seine Nachfolger wurden seine Söhne Karl und Karlmann, unter denen er das Reich schon vor seinem Tod aufgeteilt hatte.
Mit dem Frankenreich hinterließ Pippin seinen Söhnen ein aufstrebendes und wachsendes Territorium, welches das größte Staatsgebilde im damaligen Westeuropa bildete.
Doch erst unter seinem Sohn Karl dem Großen, der ab 771 die Alleinherrschaft antrat, sollte das Reich der Franken seine größte Ausdehnung erreichen und sogar die Nachfolge des weströmischen Kaiserreichs antreten.
Warum trug Pippin die Beinamen „der Kurze“ oder „der Kleine“?
Obwohl Frankenkönig Pippin von seiner Statur her nicht zu klein geraten war, wurde er häufig mit den Beinamen „der Kleine“ oder „der Kurze“ versehen.
Grund dafür soll sein, dass spätere Autoren einen klaren Kontrast zu seinem Sohn Karl dem Großen schaffen wollten.
Darüber hinaus ließ sich der Name Pippin, der auch als Kosename für Kleinkinder gebräuchlich war, als „Kleiner“ deuten.
Außerdem hieß es, dass Pippin seinen Untertanen gegenüber häufig „kurz angebunden“ war, womit sich der Beiname „der Kurze“ erklären lassen mag.
Obwohl Pippin ein mutiger und fleißiger Herrscher war, galt er seinem Charakter nach eher als verletzend und unhöflich.