Die Schwester Karl des Großen: Gisela

Gisela war die einzige Schwester von Karl dem Großen, die das Erwachsenenalter erreichte.

Sie wurde zur Äbtissin des Klosters Chelles.

Herkunft und Familie

Geboren wurde Gisela, auch Gisla oder Ghysela genannt, im Jahr 757 als Tochter von Frankenkönig Pippin dem Jüngeren (714-768) und Bertrada der Jüngeren (um 725-783).

Neben ihren Brüdern Karl (747 oder 748 – 814) und Karlmann I. (751-771) hatte Gisela noch drei weitere Geschwister namens Pippin, Rothaid und Adelheid, die jedoch schon im Kindesalter verstarben, sodass über sie kaum Berichte vorliegen.

Von Rothaid und Adelheid ist nur bekannt, dass sie in Metz in der Abtei St. Arnulf begraben wurden.

Gisela als mögliches Heiratsobjekt

Noch zu Lebzeiten ihres Vaters Pippin begehrte der byzantinische Kaiser Konstantin V. (718-775) Gisela um 766/67 als Frau für seinen Sohn Leo.

Pippin war jedoch dagegen, was wohl auf Rücksicht auf den Papst in Rom erfolgte, der eine Zusammenkunft zwischen dem Reich der Franken und Ostrom nicht gerne sah.

Darüber hinaus übernahm Papst Paul I. (+767) die Patenschaft für Gisela, wodurch eine geistige Verwandtschaft zu den Karolingern entstand.

Als Gisela 13 Jahre alt war, äußerte auch der Langobardenkönig Desiderius den Wunsch, Gisela mit seinem Sohn und Mitkönig Adelchis zu vermählen.

Obwohl ein Bündnis mit den Langobarden von großer Wichtigkeit war, kam auch diese Eheschließung nicht zustande.

Gang ins Kloster

Letztlich blieb Gisela zeit ihres Lebens unverheiratet und trat im Jahr 788 den Gang ins Kloster an.

So wurde sie Äbtissin von Chelles in der Nähe von Paris.

Doch blieb Gisela, die über eine hohe Bildung verfügte, mit dem königlichen Hof ihres Bruders Karl stets in Kontakt.

Zu ihren regen Briefkontakten gehörte u. a. der englische Gelehrte Alkuin (735-804), der zu den wichtigsten Ratgebern Karls in Staats- und Kirchenfragen zählte.

Dabei lässt sich dokumentieren, dass Gisela intensiv an den geistigen Bestrebungen des Kaiserhofs teilnahm.

Außerdem widmete Alkuin Karls Schwester seinen Kommentar zum Johannesevangelium.

Unter Gisela stieg das Kloster Chelles zu einem bedeutenden Nachrichtenzentrum im Frankenreich auf. So konnte sie sogar den gut informierten Alkuin oft mit Neuigkeiten versorgen.

Weiterhin unterhielt Gisela Kontakte zu anderen bedeutenden Männern des Geisteslebens wie Angilbert.

Auf diese Weise unterstützte sie ihren Bruder Karl auch als Nonne im Kloster und schrieb ein Stück karolingische Geschichte.

Giselas Verhältnis zu Karl dem Großen

Das Verhältnis Giselas zu Karl ließ sich nicht vollständig klären. Doch verstanden sich die beiden gut, und Karl schätzte sie sehr.

Daher erhob er auch Einspruch, als seine Mutter Bertrada seine Schwester mit dem Langobardenprinzen Adelchis vermählen wollte.

Stattdessen ging Karl die Ehe mit Desiderius‘ Tochter ein, die er jedoch schon bald wieder verstieß.

Einer Sage zufolge soll Karl sogar ein verbotenes Liebesverhältnis mit Gisela eingegangen sein.

Aus dieser Inzestbeziehung ging angeblich Roland, der Graf der bretonischen Mark, Held des Rolandlieds und getreuer Paladin Karls hervor, dem der König liebevoll zugeneigt war.

Als Sühne für ihre verbotene Liebe soll Gisela schließlich ins Kloster gegangen sein.

Allerdings dürften diese unbewiesenen Verdächtigungen eher ins Reich der Fabel gehören.

Giselas Tod

Gisela blieb für den Rest ihres Lebens Äbtissin des Klosters Chelles.

Im Jahr 810 verstarb Gisela in Chelles, was für Karl einen weiteren schweren Schlag bedeutete.

So starben binnen eines Jahres auch seine Tochter Rotrud sowie sein Sohn Pippin der Bucklige.