Der Großvater Karls des Großen: Karl Martell (zwischen 688 und 691 – 741)

Karl Martell, Großvater Karls des Großen
Karl Martell und Abd ar-Rahman in der Schlacht von Poitiers – Bild: Morphart Creation / Shutterstock.com

Karl Martell gehörte zu den fränkischen Hausmeiern.

Er galt als „Retter des Abendlandes“ und war der Großvater von Karl dem Großen.

Karl, der Hammer

Karl wurde auch „der Hammer“ (Martell) genannt.

Diesen Beinamen bekam er jedoch erst im 9. Jahrhundert.

Grund dafür waren seine vielen erfolgreichen Feldzüge, zu denen vor allem der Sieg gegen die seinerzeit unüberwindlich erscheinenden Araber bei Tours und Poitiers im Jahr 732 zählte.

Außerdem galt Karl als kluger Herrscher, wenngleich der Großvater Karls des Großen keine Krone trug.

Geburt und Herkunft Karl Martells

An welchem Tag und Jahr Karl Martell geboren wurde, lässt sich nicht sagen. Sicher scheint nur, dass es zwischen 688 und 691 war.

Karl war der Sohn des Hausmeiers Pippin der Mittlere (um 635 bis 714), der dem Geschlecht der Arnulfinger entstammte und ab 688 als Hausmeier von Neustrien und Burgund fungierte.

Außerdem gehörte Karl Martell dem Adelsgeschlecht der Karolinger an.

Pippins Frau war Plektrud oder Plektrudis (vor 660 bis vermutlich 725), die dem vornehmen austrasischen Adel angehörte.

Dank der Vermählung war Pippin der Mittlere in der Lage, seine Machtposition zu stärken. Außerdem verfügte Plektrud über stattliche Besitzungen.

Sie war jedoch nicht die Mutter Karl Martells. So stammte er aus einer außerehelichen Beziehung und wurde deshalb gegenüber seinen Halbbrüdern Drogo und Grimoald benachteiligt, die schon früh wichtige Aufgaben wahrnahmen.

Karls Mutter, über die nur sehr wenig bekannt ist, trug den Namen Chalpaida.

Die Sukzessionskrise

Gegen Ende des 7. Jahrhunderts führten die merowingischen Könige nur noch ein Schattendasein.

Aufgrund zahlreicher Todesfälle und minderjähriger Monarchen verkamen sie zum Machtobjekt der fränkischen Adelsfamilien, die miteinander verfeindet waren.

Pippin der Mittlere verstarb am 16. Dezember 714 nach einer längeren Krankheit. Schon vor ihm waren seine Söhne gestorben.

Karl Martell hatte davon jedoch keinerlei Vorteil und erhielt bei der Nachfolgeregelung auch keine Berücksichtigung.

Pippins Witwe Plektrud, die in Köln residierte, intervenierte, um ihren Nachkommen die Herrschaft zu sichern, was zur pippinidisch-karolingischen Sukzessionskrise führte.

So verschaffte sie ihrem Enkel Theudobald das Amt des Hausmeiers unter Merowingerkönig Dagobert III. in Neustrien.

Weil sie Gegenreaktionen Karl Martells befürchtete, ließ sie ihn verhaften.

Widerstand dagegen gab es jedoch von der neustrischen Führungsschicht, die ihre alte Machtposition im Frankenreich wiedererlangen wollte.

Im September 715 kam es zur Schlacht in Compiègne, die Theudobald verlor.

Die Neustrier brachten Dagobert III. unter ihre Kontrolle. Der neustrische Anführer Raganfrid wurde zum neuen Hausmeier auserkoren. A

ls König Dagobert 716 bereits im Alter von 20 Jahren verstarb, wurde ein Mönch unter dem Namen Chilperich II. neuer Monarch.

Karl Martell greift ein

Karl Martell nutzte die Wirren, um mit Hilfe einiger Widersacher Plektruds seiner Gefangenschaft zu entfliehen.

Zusammen mit einigen Kämpfern und Vertretern der Kirche trat Karl schließlich sowohl gegen Plektrud als auch gegen Raganfrid an.

Darüber hinaus galt es, auch immer wieder gegen die Sachsen, Friesen, Alemannen und Bajuwaren anzutreten, wenn sie fränkisches Gebiet bedrohten.

So sollte Karls Leben immer wieder von Kämpfen geprägt werden.

Im Frühling 716 gelang es Karl bei Amblève und Cambrai, die Neustrier zu bezwingen.

Nächster Schritt war die Einnahme Kölns.

Daraufhin musste Plektrud den Königsschatz der Merowinger an Karl Martell übergeben.

Dies bedeutete auch die Übergabe der Macht im Reich an Karl.

Dank des Schatzes war er nun in der Lage, sich die Gefolgschaft seiner Helfer zu sichern.

Plektrud zog sich aus der Politik zurück

Aufstieg Karl Martells zum Hausmeier

Am 3. Februar 718 machte Karl Martell Chlothar IV. zum neuen König der Merowinger. Dieser ernannte wiederum Karl zum neuen Hausmeier.

Raganfrid und Chilperich gaben sich aber noch nicht geschlagen und verbündeten sich mit Herzog Eupo von Aquitanien.

Bei der Schlacht von Soissons wurden Raganfrid und Chilperich jedoch entscheidend geschlagen, sodass Eupo Chilperich mit all dessen Schätzen an Karl Martell auslieferte und Frieden schloss.

Raganfrid erhielt eine lokale Herrschaft im Anjou.

Als Chlothar 719 starb, durfte Chilperich mit Karls Erlaubnis dessen Nachfolge als Merowingerkönig antreten.

Im Jahr 721 verstarb auch Chilperich, und Theuderich IV., bei dem es sich um einen Sohn von Dagobert III. handelte, wurde neuer König.

Es war Karl Martell gelungen, die pippinidisch-karolingische Sukzessionskrise erfolgreich zu beenden.

Weitere Konflikte

Nachdem Karl Martell, der sein Leben lang nie richtig lesen und schreiben lernte, sich die Herrschaft nach innen gesichert hatte, machte er sich daran, auch die Außengrenzen des Frankenreichs zu sichern.

Gegen die Friesen hatte er im Jahr 716 bei Köln eine Niederlage einstecken müssen.

Weil er das Heidentum stärken und die Oberherrschaft der Franken beseitigen wollte, vertrieb Friesenherrscher Radbod den angelsächsischen Missionar Willibrord aus dem Bistum Utrecht und unterbrach damit die Christianisierung.

Willibrord bat nun Karl Martell um Hilfe.

Radbod verstarb 719, was eine deutliche Schwächung für die Friesen bedeutete.

Karl Martell führte fortan einige Feldzüge gegen sie.

Im Jahr 723 erhielt Willibrord das Kloster Utrecht als Geschenk.

Es dauerte aber noch bis 734, bis Karl Martell die Friesen in der Schlacht an der Boorne entscheidend schlagen und ihr Kernterritorium besetzen konnte.

Danach gab es keine weiteren Kriege mehr gegen die Friesen.

Karl Martells Kampf gegen die Sachsen

Schon lange vor Karl dem Großen musste sich sein Großvater Karl Martell mit den Sachsen auseinandersetzen. So stellten sie immer wieder eine Gefahr für das fränkische Reich dar, weil sie Beute machen wollten.

Um den Sachsen Einhalt zu gebieten, führte Karl Martell einige Strafexpeditionen durch.

718 drang er auf sächsisches Gebiet vor und zog bis zur Weser.

Zwei Jahre später folgte eine weitere militärische Intervention.

Bis 738 fanden weitere Kriege statt.

Karl Martell brachte die Sachsen schließlich dazu, Tribute an die Franken zu entrichten und Geiseln zu stellen.

Alemannien kommt ins Frankenreich

Im Unterschied zu Sachsen sollte Alemannien Teil des Frankenreiches werden.

Ab 730 kam es zu Kämpfen zwischen Karl Martell und dem Alemannenherzog Lantfrid, der noch im gleichen Jahr starb.

Dessen Bruder Theudebald musste ins Exil gehen und Karl verzichtete darauf, einen neuen Herzog der Alemannen einzusetzen. So betrachtete Karl Alemannien als festen Bestandteil des Frankenreiches.

Ohne Krieg führen zu müssen, konnte Karl Martell Thüringen und Mainfranken ins Reich der Franken eingliedern.

In den Jahren 725 und 728 führte er außerdem Feldzüge gegen die Bayern.

Krieg gegen die Araber

Aus dem Südwesten drohte dem Reich der Franken eine ganz neue Gefahr.

Im Jahr 711 war es den islamischen Arabern und Berbern gelungen, das Reich der Westgoten zu zerstören.

Ab 720 drangen sie über die Pyrenäen bis nach Südgallien vor und marschierten bis nach Aquitanien, wo Herzog Eudo sie 721 in der Nähe von Toulouse zurückschlagen konnte.

Die Araber erholten sich jedoch rasch von dieser Niederlage und besetzten 724 Carcassonne und Nimes.

725 plünderten und zerstörten sie das burgundische Autun.

Als Herzog Eudo im Jahr 731 an der Garonne eine verheerende Niederlage gegen den Statthalter des Kalifen, Abd ar-Rahman, hinnehmen musste, wandte er sich hilfesuchend an Karl Martell.

Karl zögerte nicht lange, da er die gefährliche Bedrohung für sein Reich erkannte, und stellte ein fränkisch-burgundisches Heer auf, um den Invasoren entgegenzutreten.

Schlacht von Tours und Poitiers

Am 10. Oktober 732 errang Karl Martell seinen größten Sieg, der ihm den Ruf als „Retter des Abendlandes“ einbrachte. So gelang es ihm, mit diesem Erfolg das Frankenreich zu retten und Mitteleuropa vor der islamischen Herrschaft zu bewahren.

Während Karls christliches Heer es auf etwa 15.000 Mann brachte, konnten die Araber und Berber 80.000 Krieger aufbieten. Die Franken waren jedoch gut gerüstet und wurden von Karl ausgezeichnet geführt.

Schließlich schlugen die Franken die Araber zurück, deren Heerführer Abd ar-Rahman dabei den Tod fand.

Allerdings konnten sie anschließend noch weitere Plünderungszüge durch das Land unternehmen.

Mit dem Sieg von Tours und Poitiers errang Karl Martell jedoch die politische und militärische Führung über Aquitanien.

Ab 733 wurden außerdem die Provence und Burgund allmählich von Karl unterworfen.

Karl Martells Ehen und Nachkommen

Karl Martell führte zwei Ehen, aus denen drei Söhne hervorgingen.

Aus der ersten Ehe mit der Adligen Chrodtrud, die 725 verstarb, stammten Karlmann (+754), Pippin der Jüngere (714-768), der spätere Vater von Karl dem Großen, sowie Hiltrud (715-754), Herzogin von Bayern.

Aus der zweiten Ehe mit der Bayerin Swanahild ging der Sohn Grifo (um 726 bis 753) hervor.

Weiterhin gab es drei uneheliche Söhne.

Weil Karl Martell die Herrschaft vollkommen auf sich konzentrierte, gestattete er seinen Söhnen keinen Anteil daran. Dies galt auch für das Amt des Hausmeiers.

Durch die Eheschließung mit der Agilofingerin Swanahild, die einer angesehenen Herzogsfamilie angehörte, sorgte er für freundschaftliche Beziehungen mit Liutprand, dem König der Langobarden, sodass sich Franken und Langobarden einander annäherten.

Außerdem brachte die Heirat Karl Martell in der fränkischen Adelsgesellschaft deutlich voran.

Obwohl Karl ab 723 Kontakte zum Vatikan aufnahm, kam er nie in seinem Leben nach Rom.

Karl Martells letzte Jahre als Alleinherrscher

Im Frühling 737 starb Merowingerkönig Theuderich IV., obwohl er erst 25 Jahre alt war.

Karl Martell setzte keinen neuen König ein und war damit bis zu seinem Tode als Hausmeier Alleinherrscher über das Frankenreich, was bislang in der Geschichte der Franken einen einmaligen Vorgang bedeutete.

In seinen letzten Jahren eignete sich Karl immer mehr königliche Rechte an.

Außerdem teilte er das Reich der Franken wie ein König unter seinen Söhnen auf.

Im Oktober 741 erkrankte Karl Martell schwer an Fieber. Am 15. oder 22. Oktober 741 trat der Tod des kämpferischen Hausmeiers in der Pfalz Quierzy ein. Seine Beisetzung fand in der Kirche von Saint-Denis statt.

Karls Söhne Pippin, der spätere Frankenkönig, und Karlmann traten seine Nachfolge an und teilten das Reich unter sich auf.