Im Jahr 778 unternahm Frankenkönig Karl der Große einen Feldzug gegen die Araber nach Nordspanien, um sein Reich zu vergrößern.
Der Feldzug endete jedoch mit der Niederlage von Roncesvalles.
Bis 778 waren die Feldzüge Karls des Großen sehr erfolgreich verlaufen.
So hatte er das Reich der Langobarden unterworfen und war trotz harter Kämpfe weit in das Sachsenland vorgestoßen.
Südwestlich des Frankenreiches lag Spanien. Die iberische Halbinsel wurde größtenteils von den islamischen Arabern und Berbern beherrscht.
Karl beschloss, einen Feldzug in Richtung Nordspanien zu unternehmen, um sein Reich nach Südwesten auszudehnen.
Vorgeschichte
Bis in Jahr 711 beherrschten die Westgoten die iberische Halbinsel.
Das Reich der Westgoten wurde jedoch immer wieder von Kriegen um die Thronfolge erschüttert.
Einige Adelige baten daher die muslimischen Araber in Nordafrika um Unterstützung.
Um 710 führte der Berber Tarif einen ersten Feldzug gegen die Westgoten erfolgreich gegen Tarifa.
Die Kunde von geringem Widerstand und großer Beute drang weiter nach Nordafrika vor.
711 beschlossen die Araber, mit einem 7000 Mann starken arabisch-maurischen Heer in Spanien einzufallen.
In der Schlacht von Wadi Lago wurde der Westgotenkönig Roderich entscheidend geschlagen.
Das Reich der Westgoten in Spanien zerfiel und die Araber errichteten dort ihrerseits ein islamisches Reich, das sie bis nach Südfrankreich ausdehnten.
Kampf gegen die Franken
Über das Baskenland führten die Araber wiederholt Raubzüge gegen das Frankenreich durch.
Der Hausmeier Karl Martell (um 688 bis 741), der Großvater Karls des Großen, stellte sich einem dieser Feldzüge entgegen und besiegte die Araber und Berber 732 in der Schlacht von Tours und Poitiers, wodurch der arabische Vormarsch nach Norden gestoppt wurde.
Bis ins Jahr 759 blieben die Araber jedoch in Südfrankreich.
Dann gelang es Karls Vater Pippin dem Kurzen (714-768), sie aus Septimanien nach Spanien über die Pyrenäen zu verdrängen.
Die Araber und Mauren waren also für die Franken keine Unbekannten mehr, als Karl der Große die Herrschaft über das Frankenreich antrat.
Politische Umwälzungen in der arabischen Welt
Um 777 traten in den arabischen Herrschaftsgebieten größere politische Veränderungen auf, die sich auch auf Spanien auswirkten.
Die lokalen arabischen Herrscher begehrten gegen den Emir von Cordoba auf.
Das Emirat von Cordoba hatte Abd ar-Rahman I. (731-788) inne.
Der Umayyade entkam einem Umsturz durch die Abbasiden nach Spanien.
Dort richtete er das Emirat von Cordoba ein, das unabhängig von dem neuen Kalifat von Bagdad war.
Innerhalb des Reiches herrschten jedoch weiterhin Spannungen zwischen Arabern und Berbern.
Einer von Abd ar-Rahmans Kontrahenten war Suleiman ibn al-Arabi.
Dieser Statthalter von Barcelona schickte 777 hochrangige Gesandte zur fränkischen Reichsversammlung nach Paderborn, um Karl den Großen um Hilfe gegen den Emir von Cordoba zu ersuchen.
Dafür waren al-Arabi und seine Verbündeten, Abu Taur, der Statthalter von Huesca, sowie Husayn, der Statthalter von Saragossa, bereit, sich dem Frankenreich zu unterwerfen.
Karl war dem Ansinnen der Araber nicht abgeneigt. So sah er in einem über die Pyrenäen geführten Feldzug eine gute Möglichkeit, das Frankenreich in Richtung Südwesten zu vergrößern.
Da er zuvor einige Schlachten in Westfalen erfolgreich für sich entschieden hatte, bot sich ihm eine günstige Gelegenheit für einen Waffengang nach Spanien.
Darum stimmte er dem Ersuchen der drei maurischen Statthalter zu.
Der Feldzug beginnt
Im Frühling 788 begann Karl mit seinem Heer die Pyrenäen zu überqueren und nach Nordspanien vorzudringen.
Dem Papst gegenüber gab Karl an, dass er mit diesem Feldzug arabische Überfälle verhindern und die Christen in Spanien schützen wollte.
Zu diesem Zweck sollte in Nordspanien ein fränkischer Brückenkopf errichtet werden.
Für seinen Vormarsch untergliederte Karl seine Armee in zwei Abteilungen.
Während der größere Heeresteil, der unter dem Kommando von Karl stand, in Richtung Pamplona marschierte, rückte der andere Heeresteil nach Saragossa vor.
Mit Misstrauen wurde der Einmarsch der Franken von dem kleinen christlichen Königreich Asturien beobachtet, das aus den Resten des Westgotenreiches im abgelegenen Nordosten Spaniens entstanden war.
Karls Überquerung der Pyrenäen fand bei Saint-Jean-Pied-de-Port statt. S
owohl Huesca und Jaca als auch die baskische, christliche Stadt Pamplona ließen Karls Streitmacht ein.
So konnte der Frankenkönig mit seinem Heer den Ebro überschreiten und schlug sein Lager schließlich vor den Toren von Saragossa auf.
Zur gleichen Zeit zog die kleinere fränkische Truppenabteilung im Osten über die Pyrenäen und durchquerte Katalonien.
Vor Saragossa vereinigten sich beide Frankenheere miteinander.
Probleme in Saragossa
Zu Karls großer Überraschung waren die vermeintlich verbündeten maurischen Statthalter nun nicht mehr bereit, die Franken in ihre Städte einziehen zu lassen.
Weil Karl christliche Statthalter in den eingenommenen Städten eingesetzt hatte, vertrauten ihm Suleiman ibn el-Arabi und seine Bundesgenossen nicht mehr.
Für Karl entstand nun eine schwierige Lage.
Weil er nicht über ausreichend Proviant und Ausrüstung verfügte, war er auf eine Belagerung Saragossas überhaupt nicht vorbereitet.
Da die Umgebung nur wenig fruchtbar ausfiel, war es auch nicht auf diese Weise nicht möglich, die Truppen zu versorgen.
Zu allem Überfluss hatten sich im Osten des Frankenreiches wieder einmal die Sachsen erhoben.
Karl blieb also nichts anderes übrig, als sich unverrichteter Dinge wieder zurückzuziehen.
Plünderung von Pamplona
Im Verlauf des Rückzugs beging Karl einen fatalen Fehler.
Er ließ seine Streitkräfte Pamplona überfallen und plündern.
Dabei wurden auch die Mauern der Stadt zerstört, um zu verhindern, dass sich Pamplona gegen die Franken erhob.
Bei den Basken erreichte Karl damit jedoch genau das Gegenteil; sie schworen für sein hartes Vorgehen Rache.
Die Schlacht von Roncesvalles
Das fränkische Heer begann am 15. August 778 am Col de Ronceveaux mit der Pyrenäenüberquerung.
Dabei mussten sich die Truppen durch einen engen Pass bewegen, der auf beiden Seiten von hohen Bergen umgeben wurde.
Dieser Umstand zwang die Franken dazu, sich in einer langen Reihe fortzubewegen. So passten nur einige Männer nebeneinander.
Die Basken kannten diese Engstelle und nutzten sie für einen Angriff auf die Franken, der als Schlacht von Roncesvalles in die Annalen der Geschichte einging.
Die Basken, die nur leicht bewaffnet waren, wussten sich in dem steinigen, steilen Gelände gut zu bewegen, was ihnen einen Vorteil verschaffte.
Als das Gros der fränkischen Truppen die Engstelle passiert hatte, griffen die Basken die Nachhut von Karls Armee an.
Dabei überrumpelten sie die überraschten Franken vollkommen.
Durch ihre Pferde und langen Lanzen waren die Franken außerdem in ihren Bewegungen eingeschränkt.
Die Basken schnitten die fränkische Nachhut von der restlichen Armee ab und drängten sie in den hinteren Teil des Tales.
Die fränkischen Soldaten wurden bis auf den letzten Mann vernichtet.
Nachdem die Basken den Tross ausgeplündert hatten, begaben sie sich eilig wieder in die Sicherheit der Berge zurück.
So war das fränkische Hauptheer mittlerweile zur Verstärkung herangeeilt, traf jedoch zu spät ein und fand nur noch Leichen vor.
Verluste
Die Niederlage von Roncesvalles war für Karl den Großen ein herber Schlag.
So verlor er bei der Schlacht mehrere bedeutende Würdenträger wie den Grafen Roland, den Statthalter der Bretonischen Mark, den Pfalzgraf Anselm sowie den Hausmeier Egilhard.
Die Rolandsage
Der gefallene Ritter Roland stieg in späteren Jahrhunderten zu einem wichtigen französischen Helden auf, der in einer gigantischen Schlacht fiel und zu einem christlichen Märtyrer wurde.
Karls Feldzug deuteten die Erzähler als vorgezogenen Kreuzzug.
Im 12. Jahrhundert entstand zudem das Rolandslied.
Erneuter Feldzug und Errichtung der Spanischen Mark
Nach diesem Misserfolg Karls des Großen, der zunächst von den Karolingern beschönigt wurde, dauerte es einige Jahre, bis der Frankenkönig erneut in Spanien aktiv wurde.
Ab 792 waren wieder arabische Angriffe auf das Frankenreich zu verzeichnen.
Karl entschloss sich daher, einen erneuten Feldzug gegen die Araber zu unternehmen, und ließ seine Truppen in den Norden Spaniens marschieren.
Als Kaiser konnte Karl bessere Erfolge in Spanien verbuchen.
So wurden mehrere befestigte Städte erobert. Barcelona im Jahr 801 sowie Pamplona 811 wurden zum Bestandteil des Frankenreiches.
Karl ließ in den neuen Gebieten Christen ansiedeln, die eine Pufferzone von strategischer Bedeutung zwischen den Franken und den Mauren im übrigen Spanien bildeten.
Zur regulären Grenzlandschaft wurde die Spanische Mark allerdings erst nach dem Tode Kaiser Karls im Jahr 814.
Dabei diente die Spanische Mark als Ausgangspunkt für die christliche Reconquista (Rückeroberung) Kataloniens, die in Richtung Ebro aber noch bis ins Jahr 1149 dauerte.